Er war "Geburtshelfer" und erster Geschäftsführer der Hafebar
Er hat entscheidend zur Geburt der Hafebar beigetragen und hat sein „Kind“ in den ersten Jahren begleitet: Gespräch mit Adi Meichtry, Geschäftsführer der ersten drei Hafebar-Saisons.
Da kommen noch nach 20 Jahren Emotionen hoch, und Adi gibt zu: “Nach meinem Abgang bei der Hafebar konnte ich eine Zeit lang nicht hierherkommen, das tat noch zu fest weh.” Dies, obwohl der Grund dafür ein sehr schöner war: Adi wurde Vater, und der Job bei der Hafebar war nicht kompatibel mit einem geregelten Familienleben. Er hat also ein Kind verlassen, um sich um ein anderes zu kümmern.
Geburtshelfer
Adi bezeichnet sich selber denn auch als “Geburtshelfer” für die Hafebar. Schon als er in den 90-er Jahren das Restaurant Gallo Nero in der ehemaligen Vorstadt-Metzgerei Brunner führte, dachte er über eine Bar im Rollhafen-Gewölbe direkt am Wasser nach, der spätere Mitinitiator der Hafebar Bruno Walter wollte ihn dabei unterstützen.
Das Projekt verschwand dann aus verschiedenen Gründen in der Schublade, nicht aber die Probleme im Kreuzackerpark: Dieser verwahrloste immer mehr, die offene Drogenszene und der Strassenstrich führten immer öfter zu Reklamationen der Anwohnerschaft. “Deshalb wurde die Idee einer Bar wieder aufgenommen, in der Hoffnung, dass sich die Situation verbessert, wenn Leben in den Park kommt”, so Adi. Schliesslich bewilligte die Stadt nach einem Wettbewerb die heutige Hafebar als Tochterbetrieb des nahe gelegenen Restaurant Vini.
Als das Bier ausging…
An den Start kann sich Adi aus einem speziellen Grund noch gut erinnern: “An einem der ersten Wochenenden fand die Volksabstimmung über die Westumfahrung von Solothurn statt. Und der Gewerbeverein hatte alle eingeladen, den Sieg mit Freibier in der Hafebar zu feiern. Der Aufmarsch war natürlich riesig, bald einmal war das Öufi-Bier alle – wir mussten kurzfristig ein anderes Bier organisieren und ausschenken, aber das hat niemand gemerkt…“
Die Hafebar war von Anfang an ein grosser Erfolg: “Wir waren selber extrem überrascht über den riesigen Aufmarsch vom ersten Tag an. Wir wurden regelrecht überrannt und kamen am Anfang gar nicht mehr nach mit Bier ausschenken.” Dies allerdings nicht wegen dem Personal, sondern weil die Bierhahnen und die Ausschankanlage schlicht nicht für solche Mengen konzipiert waren. Dass in der Zeitung dann negativ über lange Wartezeiten berichtet wurde, findet er deshalb unfair. “Wir hatten ein tolles Team, das immer vollen Einsatz geleistet hat, trotz der schwierigen Umstände in der Anfangszeit. Ausserhalb der Öffnungszeiten der Hafebar war die “Szene” im Park nämlich immer noch präsent, Adi und seine Leute mussten jeden Abend die von aussen durch die Glasvitrine sichtbaren Alkohol-Flaschen in der Bar verstecken, bei Putzen um die Bar herum immer wieder herumliegende Spritzen beseitigen, ein paar Mal wurden auch Scheiben eingeschlagen und Geld entwendet.
Eine halbe Matura-Klasse engagiert
Die ersten Wochen und Monate waren auch sonst mit grossen Herausforderungen verbunden. “Ich musste mein Team in extrem kurzer Zeit rekrutieren – schliesslich habe ich eine halbe Matura-Klasse engagiert. Ich war der einzige mit Gastro-Erfahrung, die Schulungs- und Einarbeitungsphase war sehr kurz. Die Getränkekarte war erst eine Woche vor dem Start fertig”, sagt Adi. Auch in Sachen Infrastruktur war nicht nur die erwähnte Ausschankanlage ein Problem, sondern auch die fehlenden Kühl- und Lagermöglichkeiten, was tägliche Lieferungen und einiges Geschick mit der Logistik nötig machte. “Mit viel Herzblut und Kreativität haben wir das alles gemeistert”, sagt Adi.
Einmal – im Jahrhundertsommer 2003 – sei er schon ein bisschen an die Grenze gekommen. “Wir hatten einen Monat lang jeden Tag ohne Unterbruch gearbeitet und ziemlich am Anschlag. Da habe ich mir erlaubt, die Bar einen Tag nicht zu öffnen, um längst fällige Sitzungen abzuhalten.” In der Zeitung stand dann am nächsten Tag, dass “es die Hafebar offenbar nicht nötig hat, zu öffnen…” Alles in allem hätten die Medien der Hafebar gegenüber aber viel Goodwill gezeigt und ihre Berichterstattung sei positiv gewesen. “Und die Probleme mit der Krähen-Kacke ist erst nach meiner Zeit aufgetaucht”, lacht Adi.
„Wir haben wohl nicht alles falsch gemacht“
Das ist lange her, heute ist die Hafebar zu einer festen und nicht mehr wegzudenkenden Attraktion in der Vorstadt geworden. Adi Meichtry ist stolz darauf, dass er einen Teil dieser Geschichte mitprägen konnte. “Eigentlich hat sich die Hafebar in den zwanzig Jahren seit dem Start nicht gross verändert. Wir haben wohl nicht alles falsch gemacht, und unser Konzept hat funktioniert”, freut er sich.
- Zeitungsartikel zur Eröffnung der Hafebar am 16. Mai 2002:
Solothurner Zeitung: 2002_05_17_SZ_Hafebar_erste_Eroeffnung
Solothurner Tagblatt: 2002_05_17_ST_Hafebar_erste_Eroeffnung - Bericht im Solothurner Tagblatt zum Abschluss der ersten Hafebar-Saison: 2002_10_19_ST_Hafebar_Saisonabschluss_Meichtry